Hatte er diesen Text nur geschrieben, um sie in die Stadt zu locken? Auf einmal stand Julie da. Etwas verschüchtert, aber erkennbar wollend. Er wickelte seinen Termin routiniert ab und fragte, wann der Flug geht. Seine Reisetasche stand noch in der Dachkammer. Bertrand sagte ihm zu, ein Chauffeur würde sie in den Wagen bringen und gab ihm eine Karte. Die Handynummer des Chauffeurs. Er solle ihn anrufen, wenn er die Fahrt zum Flughafen brauchte. Dann verließen Julie und Jessie den Laden, schlenderten etwas unsicher die Straße hinunter. Jahre lagen zwischen ihrer ersten Begegnung. Es war nur ein Tag, eher ein Abend, eine Nacht. Draußen im Park. Zweimal Sex auf der Parkbank. Bei 15 Grad. Keine Herausforderung, aber speziell. Sie hatten sich im Zug kennen gelernt. Sofort Wellenlänge, das sind diese seltenen Momente, in denen ein Mensch merkt, dass es Magie gibt. Eine Form von Magie. Und dass Beziehung führen keine Arbeit sein sollte, dass es nicht um Verantwortung geht. Zumindest nicht, wenn Romantik machbar ist, sich zeigt. Damals hatte er ebenfalls einen Flug bekommen müssen. Ohne die Telefonnummern zu tauschen, waren sie auseinander gegangen. Die Hoffnung, sich wieder zu sehen, war schnell erloschen. Außer dem Vornamen wussten beide nichts von einander. Jetzt, Jahre später, stand diese Frage wieder im Raum. Was ist Liebe? Wird sie aufgerieben von der Wucht des Alltäglichen? Wie wehrhaft sollte der Mensch angesichts dieser Aussichten bleiben? Sitzen wir in der Komplexitätsfalle?