Eine Welt voller Vorgaben und voller Chancen. Ich habe heute eine Wand meiner Küche gestrichen. Die Farbe ist eine Melange zwischen Weiß, Türkis und Braun. Zwei Farben habe ich extra gekauft, eine wurde mir vor zwei Monaten von einer Blondine, die jetzt in Freiburg lebt, geschenkt. Sie hatte die Farbe in ihrem Keller in Bielefeld. Das ist überhaupt nicht wichtig. Indes, was wichtig und unwichtig ist, entscheidet das Gehirn. Nach welchen Parametern?
Lügen nehmen eine größere Menge an geistigen Kapazitäten in Anspruch als Wahrheiten. War die Story mit der Farbe von der Blondine eine Lüge? Nein.
Unser Verhältnis zur Welt ist geprägt von einer tiefen Selbstverständlichkeit. Der Lebenssinn wiederum ist immer relativ. Wo steckt hier der Zusammenhang. Frage. Und was soll die Geschichte mit der gemixten Farbe für die Küche? Ist die Welt vielleicht doch ein Ort der Magie? Unbedingt.
Die Geschichte, also auch diese Geschichte, um einen Hauch präziser zu sein, ist eine Geschichte der Sinnkonzepte. Der Denktraditionen. Der Existenzbedingungen. Wir sind verdammt, frei zu sein. Dabei ist diese Welt uns abgrundtief unähnlich. Ich hasse Tippfehler, hasse Rechtschreibfehler.
Die Welt ist kein Ort, am dem irgendwas ohne unser Zutun ist. Jedem Konzept liegt eine Bewertung zu Grunde. Meine Küche war bis heute 11 Uhr braun an einer Wand. So eine Schokoladenfarbe. Warm, aber etwa lichtschluckend. Das Leben ist ein Kunstwerk, das seinen Wert durch den Akt des Erschaffens erhält. Ich war im Hagebaumarkt Lemgo. Farbe holen. Der Sinn der Streichaktion? Ergibt sich durch die Deutung der Beziehung zwischen Individuum und Welt. Ich bin das Individuum. Meine Küche ist die Welt. Ich werde keine Bilder bei Facebook einstellen. Illusion. Manchmal glauben Menschen, dass sie glücklich sein sollten; mit Auto, Job, Wohnung, 370 Freunde bei Facebook, Küche neu gestrichen. Und doch: Diese Annahme ist nur eine Story, ein Sinnkonzept. Der Lebenssinn ist immer relativ. Ich erwähnte es bereits.