Ich wurde aufgefordert. Von meinem Anwalt.

Juli 18, 2013

Anwälte sind vertraut mit Aussagen, die Nachhall erzeugen. Ich kenne einen Anwalt. Er wird diesen Text wahrscheinlich irgendwann lesen. Er wollte es so. Ich solle mal wieder was schreiben. In meinem Blog. Okay, der letzte Text ist lange her. Ich habe in der Zwischenzeit viel geredet, weniger geschrieben. Früher habe ich viel reden dürfen und viel schreiben dürfen. Die Zeiten ändern dich. Ich werde heute über das Grelle und eine prüde Kultur schreiben. Warum? Weil immer mehr Dinge sich den Genüssen entziehen. Und zwar an sich. Die westliche Gegenwartskultur, die sich selbst gern als besonders aufgeklärt versteht, verfällt seit Jahren schon einer gewissen Lustfeindlichkeit. Es ist geradezu modern. Keine Raucher in Kneipen. Schlagsahne ohne Fett, bisweilen ohne Milch. Ohne Lactose. Bier ohne Alkohol, Kaffee ohne Koffein, Sex ohne Körper. Gleichzeitig gibt es einen Boom der Amateurpornografie. Meine Schülerinnen und Schüler, ja sogar die Freunde meiner jüngeren Bekannten, posten bei Facebook alles. Paradox. Und wenn ich mal nachfrage, beispielsweise bei den 17-Jährigen dieser Welt, dann höre ich als Zielformulierung mit schöner Regelmäßigkeit: Eigenes Haus, schnelles Auto, Familie, Retriver. Was will uns diese Entwicklung sagen? Fragen Sie Ihren Anwalt…

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